Verdener Gespräch / VAZ vom 06.04.2017

06.04.2017

Andreas Mattfeldt schrieb im Verdener Gespräch in der Verdener Aller Zeitung:

Um unseren jungen, gut ausgebildeten Schulabgängern künftig mehr Anreize zu bieten, auch nach Abschluss ihres Abiturs in unserer Region zu bleiben und hier ein Studium aufzunehmen, wollen wir als CDU im Landkreis Verden eine eigene Berufsakademie gründen. Immer mehr unserer jungen Leute entscheiden sich, nachdem sie die Schule beendet haben, zum Studium in einer anderen Stadt. Auch wenn viele dieser Städte, wie etwa Oldenburg, Bremen oder Hamburg, ganz in unserer Nähe liegen, ziehen nur wenige nach Abschluss ihres Studiums zurück in ihre Heimatorte. Den Unternehmen im Landkreis Verden gehen damit wertvolle Arbeitskräfte und wichtiges, zukunftsorientiertes Know-how verloren. Dabei können wir im Kreisgebiet mit Stolz auf eine fortwährend wachsende Anzahl wirtschaftsstarker Unternehmen, viele davon sogar Weltmarktführer, blicken! Deshalb müssen wir dringend darüber nachdenken, wie es uns in Zukunft besser gelingen könnte, junge Leute in der Region zu halten. Ein Schulterschluss zwischen Politik, Unternehmen und Hochschulen eröffnet hier neues Potential zum Wohle der gesamten Region. Wir haben nach der Kommunalwahl entschieden, dass Verden zwingend eine Berufsakademie benötigt! Bei Berufsakademien handelt es sich um nichtstaatliche, jedoch staatlich anerkannte Einrichtungen, an denen eine wissenschaftsbezogene und praxisorientierte Ausbildung in bestimmten Berufsfeldern möglich ist. Angeboten werden „duale" Ausbildungsgänge, die eine Kombination aus universitärer Lehre und betrieblicher Berufsausbildung (mit Abschlussprüfung vor einer Industrie- und Handelskammer) ermöglichen. Derzeit gibt es in Niedersachsen insgesamt sieben solcher Berufsakademien. Wie an einer Universität oder Fachhochschule auch, können Studenten hier einen gleichwertig anerkannten staatlichen Bachelor-Abschluss erwerben. Zusätzliche Voraussetzung der Berufsakademie ist aber ein Ausbildungsvertrag mit einem kooperierenden Betrieb. Die betriebliche Ausbildung wird in der Regel nach zwei Jahren, das Studium an der Berufsakademie nach einem weiteren Jahr abgeschlossen. Unser erklärtes Ziel ist es, die geplante Berufsakademie am Bedarf der heimischen Wirtschaft orientiert auszurichten und interessierte Unternehmen aktiv in den Planungsprozess sowie auch in die spätere Lehre und Ausbildungspraxis einzubeziehen. Die stetige Nachfrage sowohl von Studierenden als auch von Praxispartnern bestätigt uns in unserer Überzeugung, hier als eine Art Mittler zwischen Unternehmen und zukünftigen Nachwuchskräften eine Lücke füllen zu können. Schon jetzt zeigten sich viele vor Ort ansässige Unternehmen interessiert, erste Gespräche wurden bereits geführt. Nun wollen wir schnell aktiv werden und alles in die Wege leiten, um das Projekt weiter voranzutreiben. In einem nächsten Schritt ist es sinnvoll, eine Arbeitsgruppe einzurichten, die mit den im Zuge der Planung und Umsetzung anfallenden Aufgaben betraut wird. Auch temporäre oder langfristige Kooperationen mit anderen, bereits bestehenden Berufsakademien in den umliegenden Regionen, unter anderem zum Beispiel in Oldenburg, oder mit der einen oder anderen Forschungseinrichtung, wären denkbar. Im Vergleich zur Einrichtung einer Fachhochschule bietet die Gründung einer Berufsakademie mehrere Vorteile, wie unter anderem den, dass eine Berufsakademie keinen Forschungsauftrag hat. Während für Lehrkräfte einer Fachhochschule rund 30 Prozent der Zeit für Forschung bereitgestellt werden müsste, können sich die hauptberuflichen Dozentinnen und Dozenten einer Berufsakademie ganz der Lehre und praktischen Ausbildung ihrer Studenten widmen. Auch der Gründungsprozess an sich ist für eine Berufsakademie wesentlich einfacher und schneller zu bewerkstelligen. Ihre Finanzierung erfolgt in erster Linie über Studiengebühren sowie teilweise Stiftungen oder Unternehmensspenden, da die gesetzlichen Regelungen in Niedersachsen im Vergleich zu anderen Bundesländern prinzipiell keine Landesmittel zur Finanzierung von Berufsakademien zulassen. Interessierte Unternehmen und Stiftungen sind in diesem Sinne schon jetzt herzlich eingeladen, sich als Partner einzubringen, Ideen und Wünsche mitzuteilen, oder sich als potentielle Ausbildungsbetriebe registrieren zu lassen.

Andreas Mattfeldt, MdB